Der Kollege einer Autismusambulanz sagte einmal: "Die Cleveren haben die A****-Karte gezogen." Was meinte er damit?
Ich möchte etwas über Masking, also das Unterdrücken autistischer Verhaltensweisen, und mögliche Folgen erzählen. Autist*innen, die Masking betreiben, sehen sich einem immensen Druck ausgesetzt. Das, was andere sehen, ist lediglich die Spitze des Eisbergs: Ein hochgradiges Funktionieren, z.B. um nicht aufzufallen oder einfach dazugehören zu wollen, das seinen Preis hat. Den Rest, der unter der Meeresoberfläche liegt, bekommen oft nur Familien oder Partner*innen zu sehen: Overloads, Meltdowns, Zusammenbrüche, manchmal täglich. Das Vorhandensein begleitender psychischer Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen, etc. ist im Vergleich zur neurotypischen Bevölkerung signifikant erhöht.
Eine Studie zum Thema Suizid der Universität Cambridge ergab 2022, dass bei 41 % der untersuchten Fälle, deutliche Hinweise vorlagen, dass die Person im Autismus-Spektrum lag.
Simon Baron-Cohen sagte dazu: “Die Suizidraten bei autistischen Menschen sind unannehmbar hoch, und die Suizidprävention muss das oberste Ziel sein, um die besorgniserregende erhöhte Sterblichkeit bei autistischen Menschen zu verringern.”
Viele in der Community haben zumindest in Teilen folgende Aussagen schon mal gehört: „Sie können sprechen, Sie können sich mitteilen, Sie sind nicht kognitiv eingeschränkt, können in die Augen schauen und haben sogar ein abgeschlossenes Studium. Wären Sie Autist, könnten Sie das alles nicht.“
Autismus braucht Aufklärung, so der Name des Podcasts von Stephanie Meer-Walter, den ich heute empfehlen möchte und das Mantra, was wohl noch einige Jahre zu hören sein wird. Ihre Geschichte soll stellvertretend für viele andere Biografien sein, die ich in all der Zeit während meiner Arbeit kennengelernt habe. Darüber hinaus bietet der Podcast konkrete Methoden zum Halten der inneren Balance und viele Tipps für den Alltag.