In letzter Zeit bin ich immer wieder auf die verbreitete Annahme gestoßen, dass Autismus eine psychische Krankheit sei – eine Annahme, die nicht zutrifft. Was nicht heißt, dass die Begleitumstände von Autismus nicht krank machen können. Autismus stellt einen neurologischen und entwicklungsbedingten Unterschied dar, der sich in verschiedenen Bereichen manifestiert:
➡️ Die Art und Weise, wie wir kommunizieren und Sprache verarbeiten, variiert bei autistischen Menschen. Das kann dazu führen, dass einige von uns sich am extremen Ende der Sprachkompetenz befinden, während andere Schwierigkeiten mit der Kommunikation und Sprachverarbeitung haben.
➡️ Ein weiterer Unterschied liegt in der Intensität unserer Interessen und Fokussierung. Autistische Menschen neigen dazu, sehr spezifische Interessen zu haben. Manchmal werden wir so stark von unseren Interessen eingenommen, dass sie zu einem zentralen Fokus unseres Denkens werden, und es kann schwierig sein, sich davon zu lösen, selbst wenn wir es möchten.
➡️ Die Art, wie sich Autist*innen sozialisieren, unterscheidet sich von der nicht-autistischer Menschen. Wir bevorzugen oft direkte Kommunikation, schätzen tiefgreifende Gespräche über Themen, die für andere möglicherweise als "Tabu" gelten, und ziehen kleinere Gruppen oder Einzelgespräche vor, besonders wenn sie Aktivitäten rund um gemeinsame Interessen beinhalten.
➡️ Sensomotorische Unterschiede sind bei autistischen Menschen häufig anzutreffen. Jeder Mensch, ob autistisch oder nicht, hat ein einzigartiges sensorisches Profil, das sich stark unterscheiden kann. Autist*innen haben oft extreme Empfindlichkeiten oder Unempfindlichkeiten in verschiedenen sensorischen Bereichen im Vergleich zu nicht-sensorisch sensiblen Menschen. Das sensorische Erleben hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung.
➡️ Ein weiteres wesentliches Merkmal ist das Bedürfnis nach Routine. In einer Welt, die oft chaotisch und unfreundlich gegenüber Autist*innen ist, suchen viele von uns nach Routinen, um sich anzupassen. Die Welt wurde nicht unter Berücksichtigung unserer Bedürfnisse geschaffen, und unsere Optionen sind begrenzt: Entweder versuchen wir uns anzupassen (was oft nicht erfolgreich ist) oder wir versuchen, das chaotische System um uns herum so zu gestalten, dass es besser zu uns passt.
➡️ Die systemischen Probleme, die Autist*innen ausschließen und isolieren, und die Erwartung, dass wir uns in eine Gesellschaft und ein System assimilieren, die nicht für uns geschaffen wurden, verschärfen diese Herausforderungen.
Ich weiß, dass dies nicht einfach für neurotypische Menschen zu verstehen ist. Das meine ich nicht provokant, das ist einfach eine Erfahrung, die fast alle autistischen Menschen gemacht haben.
Lasst und gemeinsam in den Dialog gehen über Autismus, anders sein und doch gemeinsam sein.